02/07/2024 0 Kommentare
Plädoyer gegen das Verzagen
Plädoyer gegen das Verzagen
# Neuigkeiten aus Emmaus

Plädoyer gegen das Verzagen
Von Elisabeth Schwab. Seit dem Kirchentag 2023 begleitet mich ein Wort: Hoffnungstrotz*
Dieses Wort geht mir nicht aus dem Sinn, gerade in dieser Zeit, in der dramatische Nachrichten nicht abreißen. In der Bergpredigt erinnert Jesus daran „Ihr seid das Licht der Welt! Ihr seid das Salz der Welt!“. Wir sollen raus in die erschütterte Welt. Wie können wir das? Diese andauernde Kriegs- und Krisenzeit ist kaum zu ertragen. Trotzdem Hoffnung haben, dennoch zuversichtlich bleiben?
Hoffnungstrotz zeigt sich gerade daran, dass wir die Gewalt, das Leiden, die Not unserer Zeit wahrnehmen und hinsehen und nicht vor lauter Angst und Furcht, den Kopf in den Sand stecken. Von Weihnachten bis Ostern, hören wir: Fürchtet euch nicht. Von den Engeln auf dem Feld und von Jesus an die Frauen am Grab: Fürchtet euch nicht. Gegen den Augenschein: Habt Mut, habt Hoffnung. Das Gegenteil von Angst und Furcht ist nicht Heldenmut, sondern die Hoffnung. Und ich weiß doch: Hoffnung entsteht beim Tun. Und das heißt für mich: an den schönen Früchten unseres Glaubens festhalten: an Empathie, Demut und Gelassenheit.
Hoffnungstrotz heißt nicht ängstlich nur auf sich selbst zu schauen. Nicht die Sorgen, um das eigene Leben übermächtig werden zu lassen. Menschen, die von Armut betroffen sind zur Seite zu stehen. Geflüchteten zu helfen, Trauernde zu trösten. Hoffnungstrotz – auch gegen die eigene Angst, gegen die eigene Bequemlichkeit, gegen das eigene Angepasst sein, gegen Sätze wie „nach mir die Sintflut“ oder „allein kann man ja ohnehin nichts bewirken“.
Diese trotzige Energie ist nicht leicht zu haben. Die Kraft dazu kommt nicht aus mir selbst. Ich brauche Unterstützung. Wir brauchen Menschen, die uns erinnern, an das, was uns trägt. Ich denke an Situationen, in denen mir ein Mensch im richtigen Moment den richtigen Trost mit auf den Weg gegeben haben. Der Kollege, der mir nach einem Gespräch beim Kaffeemobil eine Segenskarte in die Hand drückt. Die Freundin, die spürt, dass es gerade schwer ist und mir die alten Worte aus der Bibel (Josua 1,9) via WhatsApp schreibt: Sei getrost und unverzagt… !
Es braucht diese geistvolle, trotzige Energie, um an der Hoffnung festzuhalten – für mich, für uns hier und für die Welt.
*Gehört habe ich das bei einer Bibelarbeit von Heike Springhart, Landesbischöfin der badischen Kirche. Sie hat ein lesenswertes Buch geschrieben: HOFFNUNGSSTUR UND GLAUBENSHEITER: Warum wir starke Kirchen brauchen, 2022
Erschienen ist dieser Artikel in unserer Gemeindezeit 1/2024
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