Geschlossene Kirchen: viele Gründe - viele Fragen – erste Gespräche

Geschlossene Kirchen: viele Gründe - viele Fragen – erste Gespräche

Geschlossene Kirchen: viele Gründe - viele Fragen – erste Gespräche

# Neuigkeiten aus Emmaus

Geschlossene Kirchen: viele Gründe - viele Fragen – erste Gespräche

Von Peter Andersen 

Auch nach dem 19. April werden erst einmal keine Gottesdienste in unseren Kirchen stattfinden können. Das ist für uns als Gemeinde frustrierend und eine schwere Bürde. Aber es finden derzeit Gespräche zwischen dem Innenministerium und VertreterInnen der Kirchen statt. Denn auch den Politikern ist spätestens seit dem Gerichtsentscheid kurz vor Ostern bewusst, dass die Sicherheitsentscheidungen der Regierung ein massiver Eingriff in die Religionsausübung bzw. Religionsfreiheit sind.

Ziel dieser Gespräche ist es, kontrollierte – dem Infektionsschutz entsprechende – Szenarien zu entwickeln, die Gottesdienste zeitnah wieder zu ermöglichen.Nach den ersten Diskussionen schreibt der Vizepräsident unserer Landeskirche - der Evangelischen Kirche im Rheinland –, Dr. Johan Weußmann:

„...möglichst bald nach dem 30. April sollen wieder Gottesdienste mit versammelter Gemeinde in unseren Kirchen gefeiert werden können. Das ist einer der Eckpunkte des Gesprächs, das heute zwischen Kirchen und Religionsgemeinschaften und dem Bundesinnenministerium stattgefunden hat. Regional abgestimmte Schutzkonzepte und Regelungen werden von den Kirchen und Religionsgemeinschaften, die schon entsprechende Vorschläge erarbeitet haben, bis zu den neuerlichen Beratungen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten am eingangs erwähnten 30. April weiterentwickelt. Diese werden bei der stufenweisen Wiederaufnahme von Gottesdiensten entsprechend Anwendung finden. Wir werden also Ende des Monats absehen können, wann, wo und unter welchen Rahmenbedingungen wir wieder Präsenz-Gottesdienste feiern können. Für die konkreten Regelungen sind jeweils die einzelnen Bundesländer zuständig. Ziel ist aber eine möglichst einheitliche Praxis in ganz Deutschland. Auch bei der Wiederaufnahme der Gottesdienste stehen für uns als Evangelische Kirche im Rheinland der verantwortungsvolle Umgang mit Risiken und der Schutz von Gesundheit und Leben im Vordergrund. Bei den nun zu erarbeitenden Regeln müssen wir gottesdienstliche Besonderheiten beachten: So entwickelt sich zum Beispiel beim Singen eine größere Atemwolke als beim eher schweigsamen Einkauf im Baumarkt. Auch wenn der genaue Termin der avisierten Lockerung erst Ende des Monats verabredet wird, werden wir Sie so bald wie möglich mit den Hinweisen versorgen, die Sie für Ihre Vorbereitungen in den Gemeinden brauchen. Klar ist schon jetzt, dass Gottesdienste in den Kirchen nur mit deutlich reduzierter Zahl an Besucherinnen und Besuchern gefeiert werden können. Auch wird es mit Blick auf die Risikogruppen, die nach wie vor unmittelbare Kontakte meiden sollten, weiterhin ergänzende Angebote brauchen.“

 Auch wenn es ein Licht am Horizont des Tunnels gibt, ist vieles noch unklar: 

Wird es einheitliche oder vielleicht doch situationsbezogene Vorgaben geben? Die Tücke liegt ja erfahrungsgemäß im Detail: Kirchengebäude sind unterschiedlich groß, Gottesdienste werden sehr unterschiedlich gefeiert. Für einen katholischen Gottesdienst gehört das Abendmahl substantiell dazu – für uns Protestanten ist auch ein Gottesdienst ohne Abendmahl ein kompletter Gottesdienst. Sind Vorgaben ähnlich wie für die Ladenlokale denkbar: bis bzw. ab einer gewissen Größe ist etwas möglich oder nicht? Muss es Einlassbeschränkungen geben? Wie ist es mit Taufen oder Trauungen?

Ich denke, dass wir in Emmaus in unseren jeweils großen Kirchen grundsätzlich gute Voraussetzungen hätten, für einen normalen Gottesdienst einen verantwortlichen Rahmen zu schaffen. Doch eine volle Kirche bei den Konfirmationen oder zum Beispiel beim Entlassgottesdienst der 4. Klassen der Brehmschule?

Bis klare Regelungen gefunden sind, schieben wir in Emmaus auch viele Taufen und Trauungen vor uns her – die Konfirmationen sollen statt Ende Mai im Oktober stattfinden. Für alle Brautpaare, Tauf- und Konfirmationsfamilien ist das eine riesige Herausforderung mit zum Teil nicht unerheblichen finanziellen Mehrbelastungen. 

Bisher hat unsere Landeskirche das Verbot, Gottesdienste im gewohnten Rahmen zu feiern – klaglos akzeptiert. Und dafür gab und gibt es eben gute Gründe.  

Ohne die aktuelle Situation dadurch schönschreiben zu wollen, möchte ich noch an zwei Aspekte erinnern, die es uns vielleicht in dieser Situation ermöglichen, die fehlenden Gottesdienste auszuhalten:

Es ist eine biblische Grundhaltung, dass das Leben Vorrang hat. Ist es uns qua Existenz als Kirche zwar geboten, Gottesdienste zu feiern, so darf das aber nicht geschehen, wenn dadurch Menschenleben gefährdet werden. Der Mensch ist nicht für die Gebote da...sondern die Gebote sind für den Menschen gemacht worden. Das ist Konsens im Alten wie im Neuen Testament. Und so lange nachvollziehbar ein Grund besteht, dass Versammlungen uns im Sinne einer Gefährdung nicht gut tun, gilt es, dem Leben zu dienen. Es ist auch ein Akt der Solidarität.

Ein anderer Aspekt ist, dass die biblische Botschaft nicht an Kirchenmauern gebunden ist. Und wir schon immer auf unterschiedlichste Art und Weise das Evangelium auf andere Wege unter die Menschen gebracht haben. Und gerade in den letzten Wochen sind viele andere „Kanäle“ entdeckt worden , wie wir miteinander in Kontakt treten und bleiben können – wie eben auch dieser Blog.

Wir werden sehen, wie sich die nächsten Wochen entwickeln. 

Wir können vertrauen, dass unsere Landeskirche solidarisch und auch kritisch von mit den entsprechenden politischen Stellen im Gespräch sein wird.  Und ich hoffe, sehr, dass wir uns alle bald wieder begegnen können – auch im Kirchraum. Auch wenn wir wohl das in unserem Erleben auch wieder einüben werden müssen: „physischer Abstand“, die wir im Alltag jetzt erlernt haben, sitzt in unseren Köpfen und Herzen: Da wird es - in welchem Rahmen auch immer - Zeit brauchen, bis wir da wieder Zutrauen spüren.

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