02/07/2024 0 Kommentare
Eine Osterkerze in der Matthäikirche
Eine Osterkerze in der Matthäikirche
# Neuigkeiten aus Emmaus
Eine Osterkerze in der Matthäikirche
Von Susanne Dühr.
Seit Oktober letzten Jahres gibt es auch in der Matthäikirche eine Osterkerze. Vielleicht ist Ihnen das schon bei unseren Streaming-Gottesdiensten aufgefallen. Sie steht im Altarraum, rechts vom Ambo.
Diese Osterkerze und der dazugehörige Kerzenständer stammen aus der Thomaskirche, sie wurden wie einige andere sakrale Gegenstände nach der Entwidmung im Herbst letzten Jahres mit in die Matthäikirche genommen.
Was hat es denn nun damit auf sich? Warum kam sie mit? Und welche Tradition steckt dahinter? Brauchen wir so eine Kerze?
Viele Fragen, keine leichten Antworten. Als Nichttheologin, aber interessierte Mitarbeiterin, versuche ich mich vorsichtig dem Thema zu nähern.
Schon jetzt weiß ich, dass ich dieses komplexe Thema nicht vollständig beantworten kann.
Es wird an anderer Stelle dafür sicher Zeit und Raum sein.
Ganz nach unserem Motto „Emmaus bewegt sich“!
Vermutlich stand in der 1931 erbauten Matthäikirche bisher nie eine Osterkerze. Ganz anders als in der Christuskirche, Versöhnungskirche und Thomaskirche, die diese Tradition schon pflegten.
Nun brennt sie also zu den Gottesdiensten, zusätzlich zu den drei Altarkerzen.
Tja, und hier fängt schon unsere erste Fragestellung an: „In welchen Gottesdiensten wird sie denn nun brennen und in welchen nicht?“
Fangen wir im 4. Jahrhundert an. Ursprünglich aus einer heidnischen Tradition heraus - die Gottheit wurde gerühmt, was immer mit einem Brandopfer verbunden war -, ist uns heute vielleicht nur noch mit der Flamme der Olympischen Spiele vertraut. Um 384 herum wird durch einen Brief des Heiligen Hieronymus belegt, dass die ersten christlichen Gemeinden den Brauch der Osterkerze einführten.
Es sollte eine besondere, weiße, wohlriechende, aus Bienenwachs hergestellte Kerze sein, die sich unterschied von den damals noch üblichen übelriechenden Tierbrandopfern.
Die ersten Christinnen und Christen schafften Verbindung über das Heidentum zum Judentum, wo Gott seinem Volk mit der Feuersäule den Weg durch die Wüste und das rote Meer zeigte. Dies wiederum ist in der Osternacht durch den Einzug mit der brennenden Osterkerze in die christlichen Kirchen übertragen worden und als Symbol zu einer Tradition in vor allem katholischen und ev.-lutherischen Kirchen geworden.
Bei uns im Rheinland begann ab 1817 eine konfessionelle Vermischung von Lutheranern und Reformierten, der sog. Union. Dies führte unter anderem zur Einführung von Kerzen in Kirchen mit ursprünglich reformiertem Ursprung.
Warum keine weiße Kerze? Was bedeuten die Symbole?
Jahrhundertelang war die Kerze nur mit Blumen und Blättern geschmückt, nur die besondere Größe der Kerze, die auf den „Baum des Lebens“ hinweisen soll, reichte aus.
Heute sind alle Osterkerzen mit einer Jahreszahl und den griechischen Buchstaben „Alpha“ und „Omega“ (erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets) geschmückt. Dazu immer das Kreuz, in einer, künstlerischen Gestaltung.
Zusätzlich befinden sich auf manchen Kerzen rote Wachsnägel, als Symbol der Wundmale Jesu, auch diese sind in späteren Jahrhunderten dazu gekommen.
In der Osternacht, mancherorts mit einem Osterfeuer vor der Kirche, wird die Kerze am Feuer angezündet und in die zunächst dunkle Kirche hineingetragen. Die Gottesdienstbesucher*innen entzünden, je nach Tradition, eine kleine Kerze, die an ihre eigene Taufe erinnern soll und mit nach Hause genommen wird.
Anders als in vielen katholischen Kirchen, brennen in den meisten evangelischen Kirchen die Osterkerzen in allen Gottesdiensten. Besonders bei Taufgottesdiensten können die Familien an dieser Kerze die mitgebrachten Taufkerzen entzünden. Dies geschieht in der Matthäikirche durch die Pat*innen oder auch die Pfarrer*innen. Die Osterkerze wird Karfreitag nicht angezündet, und Ostersonntag leuchtet dann wieder die neue Kerze.
Über ihren Kommentar zum Thema Osterkerzen freuen wir uns.
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