Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias

Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias

Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias

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Predigt zum 2. Sonntag nach Epiphanias

1. Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe. Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.Refrain:  Ehre sei Gott auf der Erde in allen Straßen und Häusern, die Menschen werden singen bis das Lied zum Himmel steigt: Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Ehre sei Gott und den Menschen Frieden, Frieden auf Erden!

2. Ich lobe meinen Gott, der mir den neuen Weg weist, damit ich handle. Ich lobe meinen Gott, der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede.

3. Ich lobe meinen Gott, der meine Tränen trocknet, daß ich lache. Ich lobe meinen Gott, der meine Angst vertreibt, damit ich lebe.

Liebe Leserin, lieber Leser,

es sind sehr anstrengende Zeiten, die von uns allen sehr viel abverlangen und ist es da nicht ein wenig merkwürdig, ein Lied mit dem Text „Ich lobe meinen Gott“ zu singen? Ein Loblied in Zeiten solcher Unsicherheiten – in Zeiten, in denen sich so viele Probleme wie Mehltau mehrere Zentimeter dick auf unsere Gemüter legen?

Hat es nicht etwas Naives? Und wäre nicht die Klage angebrachter?

Ja – es gibt viel zu klagen. Und sie soll auch nicht weggedrückt – mit einer frommen Soße überdeckt werden. Gleichwohl – und das buchstabieren uns die biblischen Schriften und darin vor allem die Psalmen vor – ist es nicht gut, im dauernden Klage-Modus zu verharren: weil uns das Fixiertsein auf die Probleme den Blick verbauen kann. 

Trotzdem singen?

Ich persönlich schätze dieses Lied – „Ich lobe meinen Gott, der mich aus der Tiefe holt“ sehr. Nicht allein deswegen, weil es ein Düsseldorfer Lied ist. Nicht allein, weil es eine Melodie hat, die sogar ich singen kann. Und wer mich kennt weiß, dass ich gerne, aber nicht besonders gut singe.

Es ist ein Lied, das ich jeden Morgen anstimme – meist, wenn ich mit meinem Hund früh morgens – kurz nach 6.00 – durch die Straßen gehe. 

Warum mache ich das?

Es ist so etwas wie ein positiver Energieschub am Morgen. Eine Möglichkeit, mir etwas ganz Essentielles nicht nur vor Augen zu führen, sondern mir geradezu einzuverleiben: den Umstand, dass Gott mir meine Grundlage zum Leben gibt. Und ER mich aus der Tiefe holt: ER mir Hoffnung gibt. Im Angesicht dieser Welt – im Angesicht all der Probleme – im Angesicht dessen, was mich persönlich bedrückt und mir das Leben schwer macht.

Also kein Narkotikum, sondern ein Augen-Öffner-Lied im Hier und jetzt. 

Und daher - aus dem gleichen Grund - ist auch der Psalm für diesen Sonntag so wichtig. 

1 Dankt dem Herrn, ruft seinen Namen aus!

Verkündet seine Taten unter den Völkern!

2 Singt für ihn, musiziert für ihn!

Sprecht über alle seine Wunder!

3 Rühmt seinen heiligen Namen!

Von Herzen sollen sich alle freuen,

die den Herrn suchen.

4 Fragt nach dem Herrn und seiner Macht,

kommt vor sein Angesicht zu jeder Zeit!

5 Denkt an seine Wunder, die er getan hat,

an seine Zeichen und Urteilssprüche!

6 Denkt daran, ihr Nachkommen Abrahams, seines Knechts, ihr Söhne Jakobs, die er erwählt hat!

7 Er, der Herr, ist unser Gott. 

Seine Beschlüsse gelten im ganzen Land.

8 Er denkt für immer an seinen Bund.

Tausend Generationen gab er sein Wort.

Mir sind bei diesem Psalm drei Aspekte wichtig:

1.

Das erste ist die grundsätzliche Frage, wem wir eigentlich im Leben die Ehre geben. Die ständige Gefahr, in der wir stecken, ist doch die, dass wir vor lauter Problemen eben nichts mehr anderes sehen und spüren. Dass uns alles erdrückt.

Nichts, was wir aktuell erleben, ist leicht zu nehmen. Die Pandemie nicht - die Ukraine-Krise nicht – die Klimakatastrophe nicht. Es gibt da nichts zu relativieren.

Und: da ist dann einer der roten Fäden der biblischen Schriften. Der versucht uns immer wieder nahezubringen, dass es eben EINEN gibt, der diese Welt nicht aus SEINER Hand geben wird. Dass da EINER ist, der alles geschaffen hat und uns versprochen hat, dass – um es einmal ganz einfach auszudrücken – alles gut werden wird.

Und daher ist es – und sei es aus Trotz – geboten, Gott ganz bewusst die Ehre zu geben – IHN zu loben.

Sonst geben wir all dem anderen die Ehre: den Problemen dieser Welt und denen, die sie verursachen – indem wir ihnen alle Aufmerksamkeit exklusiv zugestehen.

Alles hat seine Zeit und Notwendigkeit.

Sich mit den Problemen zu beschäftigen und Gott die Ehre zu geben.

Das eine nicht ohne das andere. 

2.

Das zweite ist: es geht um eine ermutigende Erinnerungskultur: Denkt daran – heißt es im Psalm.

Denkt daran, was von Gott erzählt wird: wie ER SEIN Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten befreit hat – wie ER Schritte auf dem Weg der Gerechtigkeit und des Friedens vorgezeichnet hat – wie ER SEIN Volk niemals verlassen hat – wie ER SEINEN Sohn am Ostermorgen dem Totenreich wieder entrissen hat.

Denkt daran – erinnert Euch an SEIN Tun.

Erinnern hat etwas mit Entrinnen zu tun. 

Wenn wir an das denken – uns vor Augen führen lassen -, was von Gott gesagt wird, können wir dem Schwitzkasten der Probleme entrinnen: nicht als wären jetzt alle Probleme damit gelöst…aber mit der Zusage, dass sie nicht das letzte Wort haben – und können so wieder atmen – können so mehr sehen als den Mehltau – können wir Hoffnung spüren. 

Erinnern hat etwas Befreiendes.

3.

Schließlich der dritte Aspekt: 

Er, der Herr, ist unser Gott. 

Seine Beschlüsse gelten im ganzen Land.

Er denkt für immer an seinen Bund.

Tausend Generationen gab er sein Wort

Gottes Treue ist unverbrüchlich. 

Wir können uns auf Gott verlassen.

Gerade in Zeiten, die so unsicher sind. Gerade in Zeiten, in denen es kaum noch etwas wirklich Verlässliches gibt. 

Liebe Leserin, lieber Leser,

für mich persönlich – gerade auch auf dem Hintergrund dieses Psalms – ist dieses Lied, das 1979 in Düsseldorf (sogar im Bereich unserer jetzigen Gemeinde – an der Thomaskirche) entstanden ist, wohltuend. So wie auch das Lied, das wir im Anschluss an diese Predigt singen werden: „Freunde, dass der Mandelzweig“.

Für Sie mögen es vielleicht andere Lieder sein. Vielleicht auch andere Psalmen. Und das ist ja auch das Wunderbare, dass die Gesangbücher und die Psalmen wie eine große Schatzkiste sind, die uns zur Verfügung gestellt worden ist und wo jede/jeder das sich nehmen kann, was er oder sie besonders anspricht.

Überlegen Sie einmal – spüren Sie nach, was Ihnen gut getan hat…gut tut. 

Wir leben in bedrückenden Zeiten. Ja.

Und daher lassen Sie uns Gott nicht aus dem Blick verlieren, sondern sicherstellen, dass ER das letzte Wort hat – indem wir IHM danken/IHN loben. Auch wenn dabei unsere Stimmen mal kräftiger, mal heiser oder sehr leise sein mögen.

Gott sei gesegnet in alle Ewigkeit!

Amen

1. Freunde, dass der Mandelzweig / wieder blüht und treibt, / ist das nicht ein Fingerzeig, / dass die Liebe bleibt?

2. Dass das Leben nicht verging, / soviel Blut auch schreit, / achtet dieses nicht gering / in der trübsten Zeit.

3. Tausende zerstampft der Krieg, / eine Welt vergeht. / Doch des Lebens Blütensieg / leicht im Winde weht.

4. Freunde, dass der Mandelzweig / sich in Blüten wiegt, / bleibe uns ein Fingerzeig, / wie das Leben siegt.

 

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