Von Jessica Voß. Drei Hosen in 116 hält die Großmutter bereits in der Hand, da fällt ihr noch ein grünes Langarmshirt ins Auge – das könnte ebenfalls passen. Ein prüfender Blick auf das Bündchen, alles gut. Schnell werden sich der verkaufende Vater und die erfahrene Käuferin einig – ein bisschen handeln gehört zu einem Flohmarkt einfach dazu. Beide freuen sich. Und die Umwelt auch. Vier Kleidungsstücke liegen nun nicht mehr ungenutzt in einer Kellerkiste, sondern beginnen ein zweites (oder drittes?) Leben in einer neuen Familie. Die Einkaufstasche der älteren Dame ist gut gefüllt, die Wunschliste abgearbeitet. Für sie geht es erst einmal ins Bistro – einen Kaffee und eine frische Waffel hat sie sich verdient.

Seit 1994 – also seit mehr als 30 Jahren – öffnen sich die Türen des Pestalozzihauses mehrmals im Jahr für die Kinderkleiderbörse (KKB). Die KKB wurde ins Leben gerufen, um nicht nur die Möglichkeit zu bieten, Kleidung zu tauschen oder zu verkaufen, sondern auch, um ein Netzwerk zu schaffen, in dem Familien ihre Erfahrungen und Ressourcen teilen können. Von Kleidung und Schuhen, über Spielzeug bis hin zu Saisonartikeln wie Schlitten und Schlittschuhen geht alles über den Tisch, was Familien brauchen. Und das ist bekanntlich viel. „Als Eltern weiß man, wie schnell Kinder aus ihren Sachen herauswachsen. Viele Kleidungsstücke sind noch in einwandfreiem Zustand, und anstatt sie ungenutzt im Schrank liegen zu lassen oder wegzuwerfen, möchten wir ihnen ein ,zweites Leben‘ ermöglichen“, so Jessica Haney. Sie organisiert seit fast 21 Jahren mit einem Team an ehrenamtlichen Helfer*innen die KKB in ihrer Freizeit. Franziska van Drunen ist als Gründungsmitglied auch heute noch im Team aktiv.

Was motiviert die fünf ehrenamtlichen Frauen heute? „Die Freude, die wir in den Gesichtern der Kinder und Eltern sehen, die dank der KKB etwas finden, das sie schon immer gesucht oder sich gewünscht haben. Wir glauben alle fest, dass unsere KKB als vierteljährliches Event eine wundervolle Gelegenheit bietet, die Gemeinde und Gemeinschaft zu stärken und gleichzeitig etwas Gutes zu tun.“ Helfen und Gutes tun könne jeder, so Jessica Haney: „Sei es durch den Verkauf von gut erhaltener Kleidung und Spielsachen oder durch das Teilen von Tipps und Unterstützung für den Alltag sowie persönlich durch Unterstützung unseres Teams, beim Backen der Waffeln in unserem Bistro.“ Es gehe letztlich um viel mehr als nur um Kleidung oder Spielsachen. „Es geht um Nachhaltigkeit, um die Förderung eines bewussteren Konsums und vor allem um das Gefühl, Teil einer starken und hilfsbereiten Gemeinschaft zu sein.“ Das Bistro im Untergeschoss ist fester Bestandteil des Konzepts. „Hier kann man sich abseits des Trubels stärken, entspannen, aber auch einander begegnen.“

Die Idee funktioniert früher wie heute. „Das zeigt sich nicht zuletzt auch in der Beständigkeit der Verkäufer*innen, die uns über Jahre mit dem eingeführten Jahresabo (4x/Jahr den gleichen Platz) treu geblieben sind“, so Jessica Haney. Fünf Euro kostet ein Tisch, bis zu zwei Tische können gebucht werden. Und was passiert mit den Einnahmen? „Die fließen entweder in die gemeindliche Arbeit in Emmaus oder die Arbeit mit Kindern, zum Beispiel in den Kitas. Sie tragen dazu bei, dass unsere Gemeinde lebendig, attraktiv und zukunftsfähig bleibt. Wenn wir uns über die Einnahmen einer jeden KKB freuen, freuen wir uns über unseren geleisteten ehrenamtlichen Beitrag für alle Mitglieder der Gemeinde.“

Ans Aufhören denkt keine im Team, wohl aber an Verstärkung. „Wir hoffen, dass es die KKB in unserer Gemeinde noch lange geben wird und sie weiterhin gefördert und noch stärker in die Gemeinde integriert wird.“ So würde sich das Team über weitere Mitstreiter*innen freuen, die die Zukunft Der KKB mit sichern.

Telefonischer Kontakt zum Team der Kinderkleiderbörse: 0211-9919019. Der nächste Trödel ist am 21. Juni von 9.30 bis 13 Uhr.

Bildunterschrift

Das ehrenamtliche Team der Kinderkleiderbörse von links nach rechts: Franziska van Drunen, Britta Schulz, Kristina Link, Jessica Haney. Auf dem Bild fehlt Kristin Rosenberger.