Predigt zu Pfingsten über Apostelgeschichte 2,1-12 (8.5.2025)

Predigt zu Pfingsten über Apostelgeschichte 2,1-12 (8.5.2025)

Predigt zu Pfingsten über Apostelgeschichte 2,1-12 (8.5.2025)

# Emmaus: Predigten

Predigt zu Pfingsten über Apostelgeschichte 2,1-12 (8.5.2025)

1 Als nun die Zeit erfüllt und der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren sie alle beisammen an einem Ort. 2 Da entstand auf einmal vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen; 3 und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten, und auf jeden von ihnen ließ eine sich nieder. 4 Und sie wurden alle erfüllt von heiligem Geist und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen eingab. 5 In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6 Als nun jenes Tosen entstand, strömte die Menge zusammen, und sie waren verstört, denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. 7 Sie waren fassungslos und sagten völlig verwundert: Sind das nicht alles Galiläer, die da reden? 8 Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache hört? 9 Parther und Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, von Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asia, 10 von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem kyrenischen Libyen, und in der Stadt weilende Römer, 11 Juden und Proselyten, Kreter und Araber - wir alle hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden. 12 Sie waren fassungslos, und ratlos fragte einer den andern: Was soll das bedeuten?  

Liebe Gemeinde,

was ist das eigentlich das Besondere an dieser Pfingstgeschichte?

Auf den ersten Blick ist es die Beschreibung, wie der Heilige Geist zu den Freunden und Freundinnen Jesus kommt: das Brausen, der Sturm, Feuerzungen.  

Als Kind war ich von diesen Bildern – schön ausgestaltet in meiner Kinderbibel –

total fasziniert.

Aber es sind Bilder, die eigentlich nur deutlich machen wollen, dass der Heilige Geist eine Gabe ist – etwas, was einem gegeben wird – also etwas, worüber ich nicht einfach verfügen kann, weil ich es schon immer habe.  

So ist bei genauerer Betrachtung der Pfingstgeschichte das eigentliche Besondere, was der Heilige Geist bewirkt … was der Heilige Geist mit den Menschen macht:  

7 Sie waren fassungslos und sagten völlig verwundert: Sind das nicht alles Galiläer, die da reden? 8 Wie kommt es, dass jeder von uns sie in seiner Muttersprache hört? 9  

Menschen kommen in ihrer Unterschiedlichkeit – und so wie es in der Apostelgeschichte ja auch markiert ist – in ihrer unterschiedlichen Volkszugehörigkeit – zu einem gemeinsamen Verständnis… alle verstehen die Botschaft… auch wenn sie ganz unterschiedliche Sprachen sprechen.  

Der Geist hat die Kraft, Menschen zu erreichen – ER besitzt die Möglichkeit, dass Menschen über alle Grenzen und (Sprach)Barrieren hinweg etwas verstehen können.  

Zum anderen erzählt uns die Pfingstgeschichte – und das ist mit dem eben Gesagten untrennbar verbunden – von der Wertschätzung der Verschiedenheit.

Auch wenn all die Genannten aus den unterschiedlichen Völkern, die damals in Jerusalem waren, alles verstehen können, verschmelzen sie nicht zu einer uniformen Masse.

Der Heilige Geist hebt die Buntheit – die Diversität – nicht auf.

ER „vernetzt“ sie.

Und das ist ganz auf der Linie dessen, was Gott mit SEINER Schöpfung von Anfang an angelegt hat: die Schöpfung als Raum für das Menschenwesen … in der jeweils von Gott gewollten Unterschiedlichkeit.  

Der Heilige Geist ermöglicht Verständigung – vernetzt so die Unterschiedlichen und bewahrt ihre jeweilige Einzigartigkeit – bewahrt ihre Integrität.  

„…wir alle hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden…“  

Denn genau darum geht es.

Der Heilige Geist beseelt Menschen mit dem Traum davon, dass ein gerechtes und friedliches Miteinander hier auf Erden möglich ist.

ER lässt Menschen in ihrer Unterschedlichkeit vom Geist der Humanität erfüllt sein.  

Das ist das eigentliche Pfingstwunder.

Dass über alle Grenzen hinweg, dieser Traum geteilt wird.

Menschen vergewissert werden, dass sich das Vertrauen in Gott lohnt.

Dass der Traum davon, dass sich Frieden und Gerechtigkeit hier auf Erden küssen werden, nicht vergebens ist.  

Der Heilige Geist, uns gegeben, damit wir hoffen können.  

Insofern ist das Pfingstfest nicht – wie es allgemein immer gerne gesagt wird -  das Fest der Kirche.

So wird Pfingsten ja gerne gedeutet.

Aber das wäre eine fatale Verengung und würde den Sinn des Pfingstfestes wahrlich in Kirchenmauern einsperren.

Seine Deutung wäre nicht nur vereinnahmend, sondern auch von kirchlichem Hochmut geprägt. Schon deshalb, weil gerade kirchliche Wirklichkeit viel zu oft diesen Traum von Gerechtigkeit und Frieden verraten hat.

Es geht nicht um die Kirche.

Es geht um Humanität! Und um deren Verwirklichung hier auf Erden.  

Pfingsten ist das Fest der von Gott selbst proklamierten Humanität für SEINE Schöpfung.

Und wir sind damit beauftragt, von diesem Traum zu erzählen – ihn weiterzutragen.  

Und darin ist die Pfingstgeschichte schon immer eine Kontrastgeschichte gewesen.  

Damals und heute.  

Eine Kontrastgeschichte zu dem, was die Menschen damals erlebt haben und zu dem, was wir in unserer Zeit erleben.  

Damals angesichts eines allmächtig erscheinenden Römischen Reiches. Einer imperialistischen Gewaltherrschaft – angesichts von Ausbeutung, Willkür und Verelendung.  

Heute – 2025 – angesichts einer Welt, die nicht sehr viel besser ist… in der die Reichen immer reicher werden…. die Armen immer ärmer.

Und: In einer Zeit, in der sich unsere Welt mehr und mehr in Abgrenzungsszenarien zu übertrumpfen versucht. Auf den unterschiedlichsten Ebenen.

Wer gehört dazu? – Und wer nicht?

„Wir zuerst“ – egal, was das für „Andere“ für Konsequenzen hat.

Das „Wir“ im Gegensatz zu den „Anderen“ verdrängt mehr und mehr ein Miteinander der Verschiedenen und die Chancen in diesem Miteinander.

Letztlich geht es nur darum, für sich selbst das Beste rauszuholen.

Verständigung wird dadurch verbaut.

Weil sie im Kern auch gar nicht erwünscht ist.

Die Sprache des Stärkeren versucht die Herzen und Köpfe von Menschen zu dominieren.

Tribalismus nennt man das.

Das ist ein globales Problem.

Nicht nur bei uns…in diesem Land… in Europa … nicht nur in den USA.  

Pfingsten markiert angesichts dessen, warum der Traum von Frieden und Gerechtigkeit überhaupt weitergeträumt werden kann.

Weil ohne die Hilfe des Heiligen Geistes wir das nicht könnten.  

Die Pfingstgeschichte ist und bleibt eine Kontrastgeschichte.

Indem sie Menschen aus den unterschiedlichen Völkern miteinander verbindet, gibt sie uns zu verstehen, dass es ein Gegeneinander nicht geben darf.

Sie hilft uns, auch im Anderen – im Fremden – einen Bruder…eine Schwester zu erkennen.

Indem sie die Unterschiedlichkeit nicht aufhebt, sondern bewahrt, hilft sie uns, die Unterschiedlichkeit zu schätzen als Bereicherung unseres eigenen Menschseins.

Das Gegenüber: mit gleicher Würde ausgestattet.

Ein Menschenkind.

Dem genauso viel Humanität zusteht wie mir selber.  

Nationalismus und der Geist von Pfingsten schließen einander aus.  

Und in dem das Pfingstfest das tut, setzt es all diejenigen, die auf Abgrenzung bauen… die versuchen, zu spalten … die versuchen, auf Kosten anderer ihren einen Vorteil zu bekommen oder ihre Politik zu betreiben, ins Unrecht.

Wer die Würde eines anderen Menschen missachtet, hat von Pfingsten nicht nur nichts verstanden… es ist zugleich auch ein Verleugnung Gottes und seines Geistes.  

Wir feiern Pfingsten im Jahr 2025.

Das Fest der Humanität.  

Amen.

 

 

 

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed